Seit Beginn der globalen Coronavirus-Pandemie gibt es hier in Deutschland von offizieller Seite aus zahlreiche Regelungen, die uns als Einzelpersonen und als Gesellschaft schützen sollen. Diese beinhalten Maßnahmen zur sozialen Distanzierung, Abstandsgebote, Schließungen von Einzelhandel, Restaurants und zahlreichen anderen Diensten. Seit kurzem gilt in Deutschland nun auch die Maskenpflicht beim Einkauf und in öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber es gibt eine Anweisung, die auf der ganzen Welt seit Ausbruch dieser Pandemie vermittelt wird: Hände waschen.
Wieso sollen wir uns die Hände waschen? Indem wir uns ohne es bewusst wahrzunehmen immer wieder ins Gesicht fassen, Hunderte Male täglich, sorgen wir dafür, dass Viren und Bakterien direkten Zugang zu unseren Infektionswegen durch Nase und Mund erhalten. Also: Wieso ist das Händewaschen so wichtig, um das Virus abzutöten? Wie verhindert das Händewaschen, dass wir uns mit dem Virus anstecken?
Die Geschichte des Händewaschens
Seit Tausenden von Jahren waschen wir Menschen uns die Hände. In früheren Zeiten diente dieses Ritual oftmals zeremoniellen und religiösen Zwecken. So berichtet Taylor G. Bunch in seinem Buch Behold the Man (2005), dass das Händewaschen einst eine jüdische Tradition war, anhand der man seine Unschuld kundtat – so wie es im Neuen Testament von Pontius Pilatus ausgeführt wird. Das Händewaschen als hygienische Maßnahme und somit als soziales Verhalten gehört jedoch der jüngeren Vergangenheit an.
Der Zusammenhang zwischen Händewaschen und Infektionsvermeidung wurde 1846 von einem ungarischen Arzt namens Ignaz Semmelweis entdeckt.
Der Mediziner hatte abweichende Todesraten unter Müttern in zwei verschiedenen Entbindungsstationen untersucht. Semmelweis kam zu der Schlussfolgerung, dass diese Abweichung daran liegen könnte, dass Ärzte in der einen Geburtseinrichtung auch Autopsien durchführten und somit infektiöse Bakterien von den Leichnamen auf die Mütter übertrugen. Folglich führte er das Händewaschen in dieser Einrichtung ein, was zu einem drastischen Rückgang der Todesfälle unter den Müttern führte.
Der medizinische Pionier Ignaz Semmelweis wusch vor der Operation seine Hände in Chlorkalkwasser. Photograph: Bettmann/Bettmann Archive
Auch die berühmte britische Krankenschwester Florence Nightingale führte während des Krimkrieges (1853 – 1856) das Händewaschen als Mittel zur Infektionsbekämpfung in den Kriegslazaretts, wo sie tätig war, ein. Auch hier machte sich eine deutliche Reduzierung der Ansteckungsraten bemerkbar. Nach ihrer Rückkehr nach Großbritannien brachte Nightingale das Händewaschen in den dortigen Krankenhäusern und Privathaushalten voran.
Trotz der Bemühungen von Semmelweis und Nightingale wurde das Händewaschen nicht sofort allgemein anerkannt. Erst 40 Jahre später, mit zunehmendem Verständnis von Bakterien und ihre Auswirkungen auf Cholera, Tuberkulose, Diphterie und Typhus, wurde das Händewaschen schließlich übergreifend als hygienische Maßnahme eingeführt. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war das medizinische Personal dazu verpflichtet, sich die Hände zu waschen. Diese Praxis wurde auch der Allgemeinbevölkerung empfohlen. Inzwischen hatte man verstanden, dass Krankheiten durch Berührung weitergegeben werden, und es gab umfassende Gesundheitskampagnen, die die Bevölkerung dazu anhielten, sich regelmäßig die Hände zu waschen.
Heutzutage ist das Händewaschen mit Seife eine weltweit anerkannte Gepflogenheit, um die Verbreitung von Krankheiten auf einfache, billige und effektive Weise zu verhindern. Nun kommen wir zur Frage: Wieso ist Seife so wichtig und wie genau funktioniert sie?
Wie kann es sein, dass einfaches Händewaschen ein derart effektives Mittel gegen die Verbreitung von Infektionen ist? Wie tötet Seife Viren und Bakterien?
Jetzt wird es wissenschaftlich. Seife besteht aus zapfenförmigen Molekülen, mit einem Kopfende, das Wasser anzieht (hydrophil) und einem Schwanzende, das Wasser abstößt (hydrophob). Viele Viren haben eine fetthaltige Außenschicht oder Membran, die Wasser abstößt. Wenn man sich die Hände wäscht, versuchen die Schwanzenden der Seifenmoleküle, das Wasser abzuweisen und werden von den fetthaltigen Membranen der Bakterien und Viren an den Händen angezogen. Dadurch verbinden sich die wasserabweisenden Enden der Seifenmoleküle mit den fetthaltigen Membranen der Bakterien oder Viren und zersetzen diese somit. Dies wiederum zerstört die Funktionsfähigkeit der Bakterien und Viren und tötet sie somit ab.
Das Coronavirus ist von einer Fetthülle mit Proteinen umgeben. Im Innenteil liegt die RNA (Erbsubstanz).
Seifenmoleküle haben zwei Enden: Eines heftet sich an Wassermoleküle (H2O) und das andere Ende an Fett.
Die Seifenmoleküle brechen die Fetthülle des Coronavirus auf. Ohne Schutzhülle kann sich das Virus nicht mehr vermehren.
Beim Abspülen der Hände unter Wasser werden dann die Virenreste weggespült.
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Wie sollte man sich die Hände waschen?
Damit es wirklich effektiv ist, muss man sich die Hände oft und gründlich mit Seife waschen. Dafür verwendet man eine großzügige Portion, seift sich die Handflächen- und rücken sorgfältig ein, reibt zwischen den Fingern und rund um die Daumen und kratzt mit den Fingernägeln. Dann spült man die Hände gut mit Wasser ab und trocknet sie mit einem sauberen Handtuch. Poster, Videos für Kinder und andere Hinweise können hilfreich sein, um das Händewaschen aktiv zu fördern. Sind Wasser und Seife nicht zur Hand, können auch Handdesinfektionsmittel mit einem Alkoholgehalt von mindestens 60 Prozent benutzt werden, um Bakterien und Viren abzutöten und Krankheitsverbreitung zu verhindern.
Immer, wenn man sich die Hände gründlich wäscht, trägt man aktiv zur globalen Gesundheit bei – und zur eigenen natürlich auch! Am 15. Oktober können wir jetzt alle den Internationalen Hände-Waschtag mit einem neuen Verständnis für die Wichtigkeit dieser Tätigkeit feiern.